In unserer Reihe widmen wir uns diesen Monat Menschen, die mit Kreativität, Haltung und Leidenschaft die lokale Kunstszene bereichern. Unter dem Motto „Support your local Artist“ stellen wir euch die vielseitige Künstlerin Noa Schlotmann vor. Unter dem Namen „kunstmitkanten“ erschafft sie Werke, die durch klare Formen, unperfekte Linien und starke Symmetrie bestechen. Ihre Kunst erinnert daran, dass Ecken und Kanten nicht nur Gestaltungselemente, sondern Ausdruck unseres Menschseins sind.
Neben ihrer bildnerischen Arbeit findet Noa auch in der Musik eine Stimme – als Sängerin und Rapperin verknüpft sie persönliche Themen mit gesellschaftlicher Reflexion. Im Interview spricht sie über ihren kreativen Prozess, die Bedeutung von Unvollkommenheit und warum Pforzheim für sie mehr ist als nur Studienort.
Deine Kunst unter dem Namen „kunstmitkanten“ lebt vom Spiel zwischen Perfektion und Imperfektion. Was bedeuten Ecken und Kanten für dich persönlich – auch über die Kunst hinaus?
Das Bild der Ecken und Kanten steht für mich repräsentativ für Imperfektion. Dabei geht es um vieles und vor allem um Natürliches und Unkontrollierbares in verschiedenem Sinne. Solches wird in der heutigen Gesellschaft oft als fehlerhaft oder unzureichend eingestuft, doch ich denke darin liegt erst der Zauber des Lebens. Jeder Mensch ist einzigartig durch seine Ecken und Kanten, die Natur zeigt uns ihre Schönheit in der Einmaligkeit jedes Musters und Tiefpunkte im Leben bieten uns erst den Raum zur Weiterentwicklung. Wenn ich also sage “Ecken und Kanten sind Kunst”, steckt dahinter das generelle Mindset, Imperfektionen als Potenziale zu sehen und Dinge zu akzeptieren, wie sie sich fügen.
Du arbeitest mit klaren geometrischen Formen, aber nutzt bewusst unperfekte Linien. Wie entstehen deine Werke, eher intuitiv oder durch genaues Konzept?
Meine Werke spielen mit der Ambivalenz der Perfektion und Imperfektion. Die klassischen Motive konstruiere ich ziemlich genau vor und fülle sie dann mit meiner kmk Ästhetik, wodurch sie erst ihren einzigartigen Charakter bekommen. In neueren Werken arbeite ich zunehmend mit weiteren Techniken, wie Stempeln, Kratzen oder Spritzen, die ebenfalls zufällige Strukturen hervorrufen. Dabei gehe ich iterativ und intuitiv vor. Ich habe eine Grundform im Kopf und lasse mich dann in jeder Stufe der Umsetzungen treiben, um zu fühlen, was das Werk noch braucht. Insgesamt könnte man sagen, ich gebe mir einen konzeptionellen Rahmen, der intuitiv gefüllt wird.
Als Künstlerin, Musikerin und Designstudentin bewegst du dich in verschiedenen kreativen Welten. Wie beeinflussen sich diese Bereiche gegenseitig?
Die verschiedenen Bereiche, in denen ich mich bewege, bereichern sich immer wieder gegenseitig. Neben meinem Design Master, meiner Kunst und meiner Musik, habe ich einen Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen und lerne durch meine Persönlichkeit oft und viele neue Menschen kennen. All diese Eindrücke formen den Punkt, an dem ich bin, genauso wie das in natürlichem Wachstum und bei meinen kmk-Strichen ist. Meine Inspiration in allen Bereichen kommt meistens aus meinem ursprünglichen Inneren, doch dies ist natürlich geprägt von allem, was ich erlebe. Ich denke genau dieses Zusammenspiel lässt einen neuartigen Weg entstehen, denn ich hoffe, all diese Disziplinen irgendwann, in welcher Form auch immer, verbinden zu können.
Pforzheim ist bekannt für seine Designtradition. Welche Rolle spielt die Stadt für deine kreative Entwicklung und wie nimmst du die lokale Szene wahr?
Die Kreativität in Pforzheim ist groß. An der Hochschule für Gestaltung und der Goldschmiedeschule sammeln sich so viele junge Leute, die kreieren wollen. Ich fühle mich wohl hier und unter Gleichgesinnten, vor allem da ich zuvor in einem eher technischen Umfeld unterwegs war. Ich denke, wir sind hier auf dem richtigen Weg, doch die Zusammenarbeit und das Fusionieren verschiedener Disziplinen und Gruppen von Menschen könnte mehr gefördert werden. Ich denke, wir können uns gegenseitig bereichern, egal in welcher Form, und ich hoffe, dass mehr Räume und Initiativen dafür entstehen.
Unter dem Motto „Support your local Artist“: Was wünschst du dir von deiner Community – und was gibst du ihr als Künstlerin und Musikerin zurück?
Ich möchte mit meiner Arbeit eine Message verbreiten. Akzeptanz, Vertrauen und Weiterentwicklung sind Werte, für die ich stehe. Lokale Artists sollten sich gegenseitig unterstützen und verbinden. Gemeinsame Projekte und Kulturveranstaltungen sind mein Weg diese Menschen zusammenzubringen und so die Sichtbarkeit zu erhöhen. Ich hoffe, auch Menschen, die einfach Interesse haben an Kunst, Musik und Kultur werden dadurch erreicht, denn wir als Kreativschaffende sind auch abhängig davon, neue unerschlossene Zielgruppen zu erreichen. So können wir gemeinschaftlich kollaborieren und das verbreiten was uns bewegt.
Lieben Dank an Noa Schlotmann für dieses bereichernde Gespräch!


