Persönlichkeiten aus Pforzheim: Susanne von der Hochschule Pforzheim

In einer Zeit, in der Diversität und Gleichstellung immer stärker in den Fokus rücken, gewinnt Female Empowerment besonders im akademischen Kontext zunehmend an Bedeutung. Doch wie gelingt es, Frauen auf ihrem Karriereweg in Wissenschaft und Hochschule zu unterstützen und langfristig den Anteil von Professorinnen zu erhöhen? Um diese Fragen zu beleuchten, haben wir uns mit Susanne Schneider, der Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule Pforzheim, ausgetauscht.

Susanne Schneider ist Ansprechpartnerin für Studierende und das wissenschaftliche Personal und setzt sich mit viel Engagement für die Gleichstellung aller Geschlechter ein – im Sinne eines ganzheitlichen Gendermainstreamings. Im Interview spricht sie über die Bedeutung von Diversität, Intersektionalität und kritischem Denken sowie über die konkreten Chancen und Herausforderungen für Frauen in der Wissenschaft.

Sie setzen sich für die Gleichstellung aller Geschlechter an der Hochschule Pforzheim ein. Was bedeutet für Sie persönlich „Female Empowerment“ in einem akademischen Kontext?

Die Potenziale der Frauen zu fördern und sichtbar zu machen, ist eine unserer Kernaufgaben. Wir stärken und unterstützen unsere weiblichen Wissenschaftlerinnen durch das Angebot von persönlichen Beratungsgesprächen auf dem Weg zu Ihrer Karriere in der Forschung. Wir bieten Netzwerke an und vermitteln auch Absolventinnen zu Existenszgründungsberatungen (z.B. HEED HS PF) oder Mentorinnenprogrammen. Hier werden sie inspiriert und es werden neue Perspektiven eröffnet.

Ein zentrales Ziel Ihrer Arbeit ist es, den Professorinnenanteil zu erhöhen. Welche konkreten Hürden erleben Frauen auf dem Weg in eine wissenschaftliche Karriere und wie begegnen Sie diesen?

Mehr als die Hälfte der Studierenden aber auch der Promovierenden sind Frauen. Im darauffolgenden Karriereweg wächst der Frauenanteil bei den Professuren und akademischen Führungskräften nur zögerlich. Das Phänomen der ‚Leaky Pipeline‘ (das Ausscheiden von Frauen aus der Wissenschaft nach der Promotion) zieht ein beträchtliches Geschlechtergefälle mit sich. Welche Maßnahmen hier greifen können, ist noch relativ unklar. Das kann strukturelle Gründe haben, man müsste verkrustete geschlechterstereotype Karrieremuster überdenken und Verhaltensklischees diskutieren.

Beispielsweise bewerben sich Frauen erst auf eine Stellenanzeige, wenn Sie über 80% des gewünschten Profils abdecken. Männliche Bewerber hingegen sind nicht so zurückhaltend, scheinen ein größeres Selbstwertgefühl zu haben. So sprechen wir beim Rekrutieren Frauen direkt an und ermutigen sie dazu, sich auf eine Professur und Führungsposition zu bewerben.

Intersektionalität ist ein wichtiger Bestandteil Ihrer Arbeit. Wie gelingt es Ihnen, die verschiedenen Diskriminierungsformen sichtbar zu machen und gezielt zu adressieren?

Im Rahmen des Sustainability Boards begrüßen wir jedes Semester in jeder Fakultät unsere Erstsemester und geben Ihnen unsere nachhaltigen sozialen Werte für Ihr Studium bei uns mit.

Wir versuchen mit unseren Hochschulangehörigen in der Lehre Vorbild zu sein. Hierzu wurde besipielsweise ein Seminar für Diskrimininierungssensibles und kritsiches Lehren und Lernen angeboten.

Die Gleichstellung arbeitet eng mit den Menschen aus der Asta, der Ethik, Diversity und Beauftragten für Menschen mit Behinderung zusammen.

Inwiefern erleben Sie Veränderungen im Denken und Handeln der Hochschulgemeinschaft in den letzten Jahren? Wird Female Empowerment stärker mitgetragen?

Seit meine Stellvertreterinnen und ich in der Gleichstellung aktiv sind, erfahren wir sehr viel Rückhalt aus der Hochschulleitung und den Dekanaten. Alle sind sehr daran interessiert, mehr Frauen zu fördern oder zu berufen. Wir arbeiten kontinuierlich an dem Auftrag vom Land Baden Württemberg, den Professorinnenanteil zu erhöhen und konnten den Frauenanteil jedes Jahr ca. um 1 % erhöhen.

Was wünschen Sie sich von der Stadtgesellschaft und insbesondere von jungen Frauen in Pforzheim, wenn es um Selbstbestimmung, Karriereambitionen und gesellschaftliches Engagement geht?

Die Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Pforzheim und des Enzkreises sind gut miteinander vernetzt und sind im regelmässigen Austausch. Junge Frauen aus Pforzheim sind mir nicht zugeordnet, so kann ich daher keine Aussage treffen. Allgemein gesprochen wünsche ich mir, dass Frauen einander unabhängig vom Alter einstehen und sich gegenseitig unterstützen, sich gegenseitig in ihren Karriereplänen austauschen und bekräftigen.

Ich möchte auch betonen, dass ich viele Männer (privat und im Hochschulbereich) kenne, die uns Frauen stark unterstützen und die auch das gemeinsame Ziel Gleichberechtigung haben.

Im gesellschaftlichen Engagement beobachte ich gerade im Kulturbereich viel Bewegung und Einsatz von Frauen, ich habe den Eindruck sie erreichen durch Ihr Tun mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz.

Lieben Dank an Susanne Schneider für dieses bereichernde Gespräch!